Pressemitteilung 359/2002


Januar bis September 2002: Anstieg der Insolvenzen in Thüringen

Von Januar bis September 2002 wurden nach Mitteilung des Thüringer Landesamtes für Statistik bei den vier Thüringer Amtsgerichten 2 011 Anträge auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Das waren 665 Insolvenzanträge bzw. 49,4 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
Diese deutliche Zunahme resultiert vor allem aus der Änderung der Insolvenzordnung zum 1.12.2001, die zu einer hohen Anzahl von Insolvenzanträgen bei ehemals selbständig Tätigen, natürlichen Personen als Gesellschafter u. Ä. und bei Verbrauchern geführt hat. Ein Vergleich zum Vorjahr ist aufgrund dieser Gesetzesänderung nur bedingt möglich.

Von den 2 011 Insolvenzverfahren wurden 1 458 (72,5 Prozent) eröffnet, 535 (26,6 Prozent) mangels Masse abgewiesen und 18 Verfahren endeten mit der Annahme eines Schuldenbereinigungsplans.
Die von den Gläubigern geltend gemachten Forderungen betragen fast 1 726 Millionen Euro. Pro Verfahren stehen Forderungen von durchschnittlich 858 Tausend Euro aus.

Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen erhöhte sich gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum um 55 Verfahren bzw. 5,4 Prozent auf 1 076. Davon waren 5 900 Arbeitnehmer betroffen.

Nach Rechtsformen betrachtet, waren am häufigsten Gesellschaften mit beschränkter Haftung (547) sowie Einzelunternehmen, Freie Berufe und Kleingewerbe (440) von Insolvenz betroffen.

Der wirtschaftliche Schwerpunkt der Unternehmensinsolvenzen lag mit 386 Verfahren (rund 36 Prozent) wiederum im Baugewerbe. Hier wurden 26 Verfahren mehr beantragt als im Vergleichszeitraum 2001.

Die Zahl der Insolvenzfälle im Verarbeitenden Gewerbe (127) ging um 11 Fälle zurück.
Die Bereiche Handel sowie Grundstücks- und Wohnungswesen hatten mit 228 bzw. 131 Verfahren einen Anteil von 21,2 bzw. 12,2 Prozent an den Unternehmensinsolvenzen insgesamt. Im Vergleich mit den ersten neun Monaten des Vorjahres nahm im Handel die Zahl der Insolvenzen um 53 zu, im Bereich Grundstücks- und Wohnungswesen jedoch um 9 ab.

Auf die übrigen Schuldner entfielen von Januar bis September mit 935 Verfahren 46,5 Prozent aller Insolvenzverfahren.
354 Verfahren betrafen ehemals selbständig Tätige, die nach dem neuen Insolvenzrecht die erneute Aufnahme eines früheren Insolvenzverfahrens beantragt haben, 228 Verfahren betrafen natürliche Personen als Gesellschafter u. Ä..
Außerdem wurden 315 Verbraucherinsolvenzen und 38 Nachlässe registriert.

Regional betrachtet wurden in Thüringen die meisten Insolvenzfälle je 100 000 Einwohner in der kreisfreien Stadt Erfurt (156) und im Unstrut-Hainich-Kreis (133) registriert. Im Vergleich dazu gab es die wenigsten Insolvenzfälle im Landkreis Sömmerda (45) sowie in den kreisfreien Städten Jena (45) und Suhl (51).

Unternehmensinsolvenzen nach Wirtschaftsbereichen
im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres
Wirtschaftsbereich 1.1.-30.9.2002 1.1.-30.9.2001
Land- und Forstwirtschaft 20 9
Verarbeitendes Gewerbe 127 138
Baugewerbe 386 360
Handel 228 175
Gastgewerbe 75 80
Verkehr und Nachrichtenübermittlung 55 62
Grundstückswesen, Vermietung, Unternehmensdienstleistungen 131 140
Gesundheits-, Veterinär- und Sozialwesen 8 9
Erbringung sonst. öffentlicher und privater Dienstleistungen 33 40
Sonstige 13 8
Insgesamt 1076 1021

Detaillierte Angaben finden Sie im Statistischen Bericht „Insolvenzen in Thüringen 1.1.-30.9.2002“ sowie im Internet.

Erfurt, 18. Dezember 2002


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